Fernsehen unter der Lupe
"Wieviel Bildschirmzeit ist eigentlich ok für ein Kind?" In diesem Beitrag möchten wir das Thema Fernsehen kritisch und kreativ beleuchten und zeigen praktische Tipps, wie diese Thematik auch im Kindergarten aufgegriffen werden kann.
Faszination Fernsehen & Streaming
Fernsehen ist für Kinder wie auch für Erwachsene faszinierend. Manchmal fällt es schwer, sich vom Bildschirm zu lösen. Begleitung und Vorbildwirkung sind die wichtigsten Stichwörter im Umgang mit dem Phänomen Fernsehen und Streaming. In unserem Beitrag Die Faszination von Fernsehen und Streaming, geben wir einen theoretischen Überblick vom klassichen Fernsehen bis hin zu Streamingdiensten und deren Einfluss auf Kinder. Zudem wird in dem Artikel die Diversität in audiovisuellen Medien beleuchtet.
Das passende Medium für jedes Alter
Beim Thema Fernsehen und Co, braucht es immer einen differenzierten Blick. Zu sagen: "Fernsehen ist schlecht", ist nicht ganz richtig. Man solllte jedoch darauf achten wie alt das Kind ist und vor allem auch, welche Inhalte konsumiert werden. Kinder richten ihre Aufmerksamkeit immer den Medien zu, welche ihrem Entwicklungsstand am meisten entsprechen. Sie sind von Geburt an von Medien umgeben. Die Familie, das soziale Umfeld und Gleichaltrige spielen dabei zentrale Rollen ,welche Medien und Inhalte konsumiert werden. "Im Kontext der kognitiven und sozial-moralischen Entwicklung, der generellen Weltaneignung und der alterstypischen Formen der Medienaneignung hat jedes Altersstadium seine zentralen Medien, Zugänge und Präferenzen und seine spezifischen Möglichkeiten, die Medien eigenständig in Gebrauch zu nehmen und aktiv mit ihnen umzugehen." (Theunert 2007, S. 102). Jede Entwicklungsstufe und jedes Alter hat demnach eigene Leitmedien für Kinder. Die Tabelle rechts vom Text, gibt einen Überblick, welche Medien in welchem Alter und zu welchem Zweck genutzt werden können: Nähere Infos zur Tabelle finden Sie in unserem Beitrag Das passende Medium für jedes Alter.
Medienerlebnisse verarbeiten
Sind die Medien erstmal konsumiert, ist es wichtig den Kinder dabei zu helfen diese Erlebnisse auch zu verarbeiten. Ausdrücke von Medienerlebnissen können laut und sofort präsent sein, wie zum Beispiel wenn Kinder schon beim Hereinkommen in die Gruppe erzählen, was sie alles anschauen durften und was ihre Medienheldin im Video so alles erlebt hat. Sie können aber auch leise und schwer zu entdecken sein. Etwa wenn ein Kind etwas gesehen hat von dem es überzeugt ist, es eigentlich nicht hätte sehen zu dürfen oder etwas, das ihm Angst macht. Für diese Extreme und all ihren Abstufungen gilt es den Kindern den Raum zu geben die Erlebnisse verarbeiten zu können (vgl. Hoffmann, 2008). Im Beitrag Verarbeitung von Medienerlebnissen sind einige Tipps und Anregungen zu diesem Thema nachzulesen.
Kreative Angebote für die Praxis
In dieser Praxisidee gestalten die Kinder einen Fernseher aus Karton und können beim Nachspielen ihre Medienerlebnisse verarbeiten.
Die Kinder sprechen über ihre Fernsehvorlieben und setzen sich kreativ mit ihren Medienerlebnissen auseinander. Zur Idee.
Sprechen, Basteln, Präsentieren - die Medienheld:innen dürfen bei dieser Praxisidee den Kindergarten besuchen. Eine Idee zur Literacy Arbeit. Zur Idee.
Stabfigurentheater - Basteln, Spielen und Filmen
Selbstgebastelte Stabfiguren werden in (improvisierten) Theaterstücken zum Leben erweckt und gefilmt. Eine gelungene Kombination aus Handwerk, kreativem Spiel und Medienarbeit! Zur Idee.
Wir führen ein Medientagebuch und beobachten: Welche Medien nutzen wir und wie oft tun wir das? Mit welchen Medien beschäftigen wir uns besonders gerne und welche interessieren uns nicht so sehr? Zur Idee.
Der Stopp-Trick ist nicht nur einfach umzusetzen, sondern zeigt den Kindern auch, dass bei Film und Fernsehen ganz schön geschummelt wird. Nicht alles was dort echt erscheint, hat in Wirklichkeit auch so stattgefunden! Zur Idee.
Weitere kreative Angebote mit verschiedenen Medien finden Sie im Medienkindergarten.
Wissenswertes
Studie
Zusammenhänge zwischen Bildschirmnutzung und Sprachfähigkeit
Sheri Madigan, PhD; Brae Anne McArthur, PhD; Ciana Anhorn; et al. untersuchten 2020 in einer systematischen Überprüfung und Meta-Analyse die Zusammenhänge zwischen Bildschirmnutzung und den sprachlichen Fähigkeiten von Kindern.
Die Studie kam zu folgendem Ergebnis: In der systematischen Überprüfung und Metaanalyse von Daten aus 42 Studien wurde festgestellt, dass eine höhre Quantität der Bildschirmnutzung (also viel Zeit alleine vor dem Fernseher) negativ mit den sprachlichen Fähigkeiten der Kinder verbunden ist. Während sich eine bessere Qualität der Bildschirmnutzung (d.h. alteradäquate Programme und gemeinsames Betrachten mit den Betreeungspersonen) positiv auf die Sprachfähigkeit ausgewirkt hat.
Ratgeber
SCHAU HIN! - TV Spot - Wann wird zu viel zu viel? Über die exzessive Mediennutzung in der Familie
SCHAU HIN! - Wie viel ist gut für dich? Feste Bildschirmzeiten gemeinsam vereinabaren
WHO Empfehlung - WHO Leitlinien zu körperlicher Aktivität, sitzendem Verhalten und Schlaf für Kinder unter 5 Jahren, 2019
QUARKS - Mediennutzung: Wie lange dürfen Kinder vor einem Bildschirm sitzen?
Tipps für die Elternarbeit
Hier sind einige Empfehlungen, wie die Elter-Kind-Interaktionen trotz Bildschirmzeit geschützt werden können.
Bewusstsein schärfen: Eltern sollten sich bewusst machen, wie sich die Bildschirmzeit auf die Kommunikation mit ihren Kindern auswirken kann. Dieses Bewusstsein kann dazu beitragen, bewusstere Entscheidungen über die Bildschirmnutzung zu treffen.
Interaktives Co-Viewing: Wenn Bildschirmzeit unvermeidlich ist, sollten Eltern versuchen, sie als Gelegenheit zur Interaktion mit ihren Kindern zu nutzen. Aktives Mitwirken und gemeinsames Anschauen von Bildschirminhalten können positive Effekte auf die Sprachentwicklung haben.
Qualität der Bildschirmzeit: Statt die Gesamtzeit zu reduzieren, könnten Eltern darauf achten, dass die Bildschirminhalte von hoher Qualität und altersgerecht sind. Pädagogische Programme, die die Sprachentwicklung fördern, könnten bevorzugt werden.
Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen für die Bildschirmzeit festzulegen und diese durchzusetzen. Dies könnte helfen, die Zeit für Eltern-Kind-Interaktionen zu schützen.
Elternbildung: Programme zur Elternbildung könnten Informationen darüber bieten, wie Bildschirmzeit in positive Interaktionen umgewandelt werden kann. Eltern könnten unterstützt werden, alternative Aktivitäten zu fördern, die die Sprachentwicklung unterstützen.
Insgesamt sollten Eltern bestrebt sein, eine ausgewogene und anregende Umgebung für ihre Kinder zu schaffen, die die Sprachentwicklung fördert. Ein bewusster Umgang mit Bildschirmzeit ist, insbesondere in den frühen Entwicklungsstadien der Kinder, wichtig.