Ziele der Medienerziehung im Kindergarten

Das übergeordnete Ziel der Medienerziehung ist die Aneignung von Medienkompetenz. Wie lässt sich dieses Bestreben im Kindergarten verwirklichen und wie sehen die Bildungsziele im Einzelnen aus?

Das zentrale Ziel der Medienerziehung im Kindergarten ist die Stärkung der Medienkompetenzen der Kinder um dadurch Bildungschancen zu gewährleisten und Grundkompetenzen fürs weitere Leben zu vermitteln. Das Leitbild dabei ist das medienkompetente Kind. 

Das medienkompetente Kind

Im Kindergarten kann der Grundstein zur Medienkompetenz gelegt werden. Dies gelingt, wenn den Kindern verschiedene Möglichkeiten geboten werden sich mit Medien spielerisch auseinanderzusetzen und diese nicht nur passiv zu konsumieren. Hierbei lernen Kinder verschiedene Möglichkeiten kennen, wie Medien eingesetzt und wofür sie genutzt werden können. Die Freude am selbständigen Tun und Ausprobieren soll dabei im Mittelpunkt stehen. Diese ersten Erfahrungen mit Medien bilden die Basis für einen reflektierten und bewussten Medienumgang. Doch was für Fähigkeiten besitzt ein medienkompetentes Kind ? 

"Das medienkompetente Kind ist in der Lage, Medien für seine Bedürfnisse, den sozialen Austausch und die Behandlung von Fragen, die ihm wichtig sind, einzusetzen. Gleichzeitig kennt es die Grenzen der Mediennutzung und Alternativen dazu. Es reflektiert seinen eigenen Umgang mit Medien und verarbeitet Medienerlebnisse mit anderen zusammen und es setzt sich kritisch mit den Medien selbst, ihrer Machart und den Interessen, die hinter der Produktion von Medien stehen, auseinander." (Fthenakis 2009, S.88)

Bildungsziele

Im Mittelpunkt steht das medienkompetente Kind als ganze Person. Was dies bedeutet wurde im vorherigen Absatz erklärt. Doch welche konkreten Bildungsziele verstecken sich dahinter?  Die Ziele sind miteinander verbunden und verschränkt und können in vier Kategorien unterteilt werden (vgl.  Fthenakis 2009, S. 88ff):

Erfahrungen und praktische Kenntnisse im Umgang mit Medien

Bildungsziel ist, dass Kinder im Kindergarten verschiedene Medien kennenlernen und benützen können und einfache technische Geräte bedienen können (vgl. Niederle 2007, S. 141). Dies beinhaltet nach Fthenakis (2009, S.94) folgendes:

  • Medien verstehen, bedienen und sinnvoll verwenden zu können 
  • gemeinsam Medien im Alltag zu entdecken und die Funktionsweise zu erforschen 

Dies passiert einerseits im Kindergartenalltag automatisch z.B. durch das Spiel zwischen Kindern und den Fachkräften, sowie durch die Gestaltung der Spielumgebung und Erweiterung durch  funktionierende oder ausrangierte Medien (z.B. alter PC, Walkie Talkies...). Aber auch durch gezielte Projekte bei dem Medien für bestimmte Zwecke eingesetzt werden. 

Die Kinder sollen im Rahmen des Kindergartenalltags mit verschiedenen Medien auf unterschiedliche Weise arbeiten können und erste Einblicke in Bedienung und Funktion von Medien erhalten. Dabei sollen das selbständige Tun sowie die Freude am Ausprobieren und Experimentieren im Mittelpunkt stehen. Das medienkompetente Kind im Kindergarten hat keine Scheu vor technischen Geräten und setzt sich kreativ mit Medien auseinander.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Erkennen von Problemen, das Erforschen der Problemursachen und die Problemlösung (auch Computational Thinking) (vgl. Niederle 2007, S. 96). Diese Bildungsziele können durch das gemeinsame Lösen von Alltagsproblemen unterstützt werden, es ist aber auch möglich dies z.B. durch Lernroboter oder Experimente zu schaffen. 

Nutzung von Medien für eigene Anliegen, Fragen und sozialen Austausch

Medien sind Werkzeuge und unterstützen Menschen ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Medien können dabei vielfältig genutzt werden. Die Kinder sollen Medien für verschiedene Anliegen nutzen können  (vgl. Fthenakis 2009, S.95ff): 

  • als Mittel zur Kommunikation  (zB Walkie Talkies, Dosentelefone)
  • als kreatives Ausdrucksmittel (zB Kamera, Audio-Aufnahmegeräte, Software)
  • als Angebot zur Unterhaltung, Entspannung und ästhetischem Erleben (zB Musik-Cds, Hörspiele, Bücher)
  • als Informationsquelle und zum Lernen (zB Kindersendungen, Lernsoftware, Bücher)

Dabei wird die lernmethodische Kompetenz erweitert. Kinder lernen Strategien um sich Informationen zu beschaffen und reflektieren damit auch das eigene Vorgehen – auch wenn eine selbständige Nutzung durch Vorschulkinder auf Grund der fehlenden Lese- und Schreibkompetenz nur eingeschränkt möglich ist und sie auf die Hilfe Älterer angewiesen sind. 

Ein weiteres Ziel ist es Kindern zu vermitteln, welche Kommunikationsmöglichkeiten Medien bieten. Durch Medien können Kinder ihre eigene Meinung öffentlich äußern, eigene Gedanken und Erkenntnisse präsentiert werden (z.B. Zeichnungen, Theater) oder die Präsentation des Ausflug durch die Gestaltung einer Fotowand oder eines Films. 

Verarbeitung und Reflexion des eigenen Umgangs mit Medien

Kinder bringen von zu Hause eine Vielzahl an Erfahrungen und Erlebnissen in Zusammenhang mit Medien mit, die sie emotional beschäftigen. Wichtig ist es, dass Kinder im Kindergarten die Möglichkeit bekommen damit umgehen zu lernen. Die Bildungsziele dieser Kategorie sind deshalb  (vgl. Fthenakis 2009, S.106ff):

  • den eigenen Medien-Umgang reflektieren 
  • medienbezogene Emotionen ausdrücken und verarbeiten 

Die Kinder lernen das eigene Medienverhalten zu hinterfragen und alternative Freizeitbeschäftigungen sowie Techniken zur Entspannung kennen und zu nutzen. Auch im Kindergarten sollen Angebote stets breit gefächert sein, den Kindern Alternativen aufgezeigt und Medien in erster Linie ergänzend und vertiefend eingesetzt werden.

Außerdem ist es wichtig, dass Kinder Methoden kennenlernen, um eigene Medienerlebnisse und damit in Verbindung stehende Emotionen zu verarbeiten. Dies kann z.B. durch Gespräche mit Erwachsenen, durch kreatives Gestalten oder Rollenspiele passieren.  Ebenso können die eigenen Vorlieben und Medienhelden thematisiert werden. 

Kenntnisse und Reflexion über Art und Funktion von Medien

Bildungsaktivitäten in diesem Bereich haben das Ziel Kindern Kompetenzen zu vermitteln, um die Absichten und Funktionen der Medien durchschauen zu können. Daher sollte Folgendes vermittelt werden (vgl. Fthenakis 2009, S.109ff.):

  • ein Grundverständnis über Ziele und Absichten von Mediendarstellungen
  • ein Grundverständnis darüber, dass Medien vom Menschen gemacht und kontrolliert werden 

Medien begleiten Kinder von Geburt an, daher ist es wichtig, dass Kinder die Hintergründe und Absichten  z.B. von Werbung kennenlernen und Inhalte medienkritisch hinterfragen (vgl. Niederle 2007, S.141). Medien vermitteln Normen und Werte und haben damit einen Einfluss auf Einstellungen und Sichtweisen z.B. sozialer Rollen. 

Eine kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit Medien(inhalten) ist die Basis dafür, dass Kinder mediale Mechanismen verstehen lernen und sich gegen Manipulation wehren können. 


Literatur

Fthenakis, Wassilios E. (Hrsg.) (2009): Natur-Wissen schaffen. Band5: Frühe Medienbildung. Bildungsverlag EINS

Niederle, Charlotte; Michelic, Elisabeth; Lenzeder, Friederike (2007): Bildung und Erziehung im Kindergarten. Bildungs- und Erziehungsziele. Methodische Hinweise. Praktische Anregungen. Westermann Wien

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