Einfluss und Potential von Medien

Wirken sich Medien auf die Entwicklung der Kinder negativ aus oder haben sie – ganz im Gegenteil – vielmehr das Potential Bildungsprozesse zu unterstützen und zu bereichern?

Eines steht fest: Kinderalltag ist Medienalltag! Kinder sind von Geburt an, auf sehr unterschiedliche Art und Weise, von Medien umgeben (siehe Safer-Internet-Studie 2020) und diese werden sie ein Leben lang begleiten. Unterschiedliche Faktoren wie z.B. die Haltung der Eltern zum Thema Medien beeinflussen den Umgang mit Medien innerhalb der Familie maßgeblich.

Die "medialen und nonmedialen Aktivitäten stehen aber gar nicht alternativ gegeneinander", betont Lauffer (2009, S.7). Wichtig ist, dass Kinder beide Lebenswelten kennen- und damit umgehen lernen.

Medien können unterschiedliche Funktionen innerhalb des Alltags einnehmen, wie z.B. zur Unterhaltung, zur Organisation und zum Lernen. Um Kinder bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten ist jedoch wichtig, dass sie schon früh anfangen "hinter die Kulissen" zu blicken und einen medienkompetenten Umgang zu erlernen. Denn nur so können Risiken minimiert und das Potenzial von neuen Medien ausgeschöpft werden. 

Die Skepsis vor Unbekanntem

Die Geschichte zeigt, dass wann immer sich neue Medien in der Bevölkerung verbreitet haben, vor deren schlechtem Einfluss gewarnt worden ist. Im 19. Jahrhundert war es das Buch, im letzten Jahrhundert das Fernsehen und heute ist es das Internet, dem negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung nachgesagt werden. So wird Fernsehen immer mehr als pädagogisch wertvoll angesehen, digitalen Medien stehen viele aber eher skeptisch gegenüber oder empfinden sie sogar als gefährlich.

So findet man auch Unsicherheit bezüglich des Einsatzes und Potentials von "Neuen Medien" im Kindergarten. In der 7. Oberösterreichischen Kinder-Medien-Studie zeigt sich jedoch, dass Medien immer mehr Einzug in die Bildungsarbeit finden und die Medienkompetenz als wichtiges Bildungsziel anerkannt wird.

Die Wirkung von Medieninhalten

Hier gilt ein Grundsatz: "Medien haben eine Wirkung, aber diese Wirkung ist nicht klar definierbar." (Böcher 2016, S. 88)

Auf jedes Kind wirken sich Medieninhalte anders aus. Einige Faktoren spielen hier zusammen: Alter, emotionale Befindlichkeit, Resilienz und Persönlichkeit, Erfahrung mit Inhalten und der Umgang der Familie mit Mediennutzung sind einige Faktoren, die die Wirkung beeinflussen.

Wenn Kinder alleine mit dem Smartphone, dem Tablet oder dem Fernseher beschäftigt sind und unzureichender Schutz gegeben ist, kann es passieren, dass sie mit ungeeigneten Inhalten wie Gewalt- oder Horrorszenen konfrontiert werden. Welche Auswirkungen dies haben kann, ist nicht vorherzusagen (vgl. Böcher 2016, S. 89). Die Begleitung des Kindes und ein guter Schutz ist daher sehr wichtig.

Aber auch in Kinderfilmen bzw. Serien können Situationen auftreten, die Kinder verunsichern oder beängstigen. Daher ist es wichtig, dass Kinder bei jedem Medienkonsum begleitet werden, denn dann kann es sich mit einer erwachsenen Person austauschen und es können viele Ängste abgefangen werden.

Bildschirmzeit & alternative Freizeitgestaltung

Die Zeit, die ein Kind konsumierend vor einem Bildschirm z.B. mit  Fernsehen oder Videospielen verbringt, sollte ebenso ans Alter angepasst werden. Immer wieder warnen Ärzte vor Problemen wie Bewegungsmangel und Übergewicht, die durch eine einseitige Freizeitgestaltung - etwa durch zu langes Sitzen vor dem Fernseher oder dem Computer - entstehen können. Wissenschaftliche Studien sind sich über die nachweisbaren Auswirkungen von übermäßiger Bildschirmzeit jedoch nicht einig. Das liegt zum einen daran, dass Mediennutzung sehr unterschiedlich ausfallen kann, zum anderen spielen individuelle Faktoren wie Entwicklungsstand und Lebenssituation eine Rolle.

Trotzdem ist es wichtig, gemeinsam mit den Kindern Regeln aufzustellen, wann und wie lange Medien konsumierend genutzt werden dürfen. Außerdem ist es wichtig alternative Freizeitbeschäftigen in den Alltag einzubauen. Verschiedene Studien wie z.B. die Kim-Studie 2018 und die miniKIM-Studie 2014 zeigen, dass "drinnen oder draußen Spielen" sowie "Freunde treffen" zu den Lieblingsfreizeitbeschäftigungen der Kinder zwischen 3 und 12 Jahren zählen. 

Lernen durch, mit und über Medien

Digitale Medien nehmen innerhalb der Gesellschaft verschiedene Funktionen ein. Neben Entspannung und Unterhaltung sind im Bildungsbereich vor allem das Lernen, die Wissensvermittlung sowie der Aufbau und die Festigung der Identifikation im Vodergrund. Der Einsatz von neuen Medien bringt daher viel Potenzial mit sich. Es geht dabei ums Lernen durch, mit und über Medien (vgl. Theunert 2007, S. 109).

Neben der Wissensvermittlung steht die kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit Medieninhalten sowie die technische Handhabung im Mittelpunkt. Diese Bildungsprozesse sollten von Erwachsenen (vor allem PädagogInnen und Eltern) begleitet und entsprechend vorbereitet werden.

Ein wesentlicher Punkt ist hierbei auch, Kindern Hintergrundwissen zu gewissen Risiken zu vermitteln, wie z.B. den Umgang mit Werbung oder In-App Käufen. Dadurch lernen Kinder kompetent mit potenziellen Risiken umzugehen und diese zu minimieren.

Fazit

Daraus kann folgendes Fazit geschlossen werden:

Medien bringen Potenziale aber auch Risiken mit sich. Es ist wichtig, Kinder präventiv auf Gefahren aufmerksam zu machen und dadurch die Risiken zu minimieren. Wenn man ein paar Grundregeln beachtet, überwiegen die Potenziale und auch Kinder können Medien im Alltag zu ihrem Vorteil nutzen:

  • Zeitliche Begrenzung: Es ist wichtig, dass die Zeit vor PC, TV, Spielekonsolen usw. begrenzt wird und auf eine vielfältige Freizeitgestaltung geachtet wird. Eine gute Mischung von allen Bereichen wie Bewegung, Kreativität usw. ist für die Entwicklung wichtig. 
  • Eine entwicklungsgemäße und passende Auswahl treffen: Medien und Medieninhalte die Kinder nutzen und konsumieren dürfen, sollten an das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes angepasst sein. Wenn Kinder mit ungeeigneten Inhalten konfrontiert sind, können traumatische Erlebnisse und Angst die Folgen sein. Mehr Informationen dazu finden Sie im Artikel " Das passende Medium für jedes Alter".
  • Gemeinsame Mediennutzung: Eine gemeinsame Nutzung von Medien schützt das Kind vor ungeeigneten Inhalten und ermöglicht es dem Kind über gerade gesehene Inhalte zu reden und diese zu verarbeiten. Empfehlenswert ist es, dass sich Erziehungsberechtigte mit den Inhalten von Webseiten, Apps oder Fernsehsendungen vertraut machen. Diese können am Besten einschätzen, welche Inhalte für Ihre Kinder geeignet sind und welche nicht und somit das Kind schützen.

Literatur

Böcher, Hartmut; Koch, Roland (2016): Medienkompetenz in sozialpädagogischen Lernfeldern. 4. Auflage. Bildungsverlag EINS. 

EducationGroup (2020): 7. Oö Kinder-Medien-Studie. https://www.edugroup.at/innovation/forschung/kinder-medien-studie/detail/7-ooe-kinder-medien-studie-2020.html (abgerufen am 12.1.2021)

Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2018): KIM-Studie. Stuttgart (abgerufen am 12.01.2021)

Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2014): Mini-Kim-Studie. Stuttgart (abgerufen am 12.01.2021)

Lauffer, Jürgen; Röllecke, Renate (2009): Zuwenden statt abwenden - frühe Förderung statt Medienverweigerung. In: Lauffer, Jürgen; Röllecke, Renate (Hrsg.) (2009): Kinder im Blick. Medienkompetenz statt Medienabstinenz. Dieter Baacke Preis Handbuch 4. Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur. Bielefeld.

Theunert, Helga; Demmler, Kathtrin (2007): Medien entdecken und erproben. Null- bis Sechsjährige in der Medienpädagogik. In: Theunert, Helga (Hg.) (2007): Medienkinder von Geburt an. Medienaneignung in den ersten sechs Lebensjahren. Kopaed Verlag. S, 91- 118

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