Making

Probieren, hinterfragen und kreatives Gestalten - mit Making werden Kinder zu kreativen Erfinder:innen.

Was ist Making?

Das Wort Making kommt vom englischen Wort "to make" und bedeutet "etwas selbst machen". Gerade in den letzten Jahren ist das Ausprobieren und Erfinden, z.B. durch die "Do it yourself" Bewegung, im privaten Bereich immer mehr in den Vordergrund gerückt. Im Fokus steht dabei etwas zu erschaffen, Material und Werkzeuge verstehen zu lernen und kreativ zu sein. Nun findet es auch immer mehr Einzug in den Bildungskontext und greift dabei Ansätze der Reformpädagogik auf. (vgl. Narr o.D. #1)

“Die Umgebungen, in denen Making stattfindet und das, was dort gemacht wird – nämlich aktiv sein, zusammenarbeiten und voneinander lernen – finden sich in (lerntheoretischen) Ansätzen wieder, die den Fokus auf das Lernen und Verstehen durch aktives Tun setzen: unter anderem der Reformpädagogik und der Handlungsorientierung."(Narr o.D. #1)

Dort finden sich sehr ähnliche Ansätze und Lernsettings wobei die Auseinandersetzung mit Gegenständen und die Herstellung und Umsetzung von Ideen und Konzepten im Vordergrund stehen  (vgl. Schön 2016, S. 14).  Das passive Konsumieren wird vom aktiven Gestalten und dem eigenen Erfinden abgelöst und durch ausprobieren und experimentieren wird neues Wissen generiert. 

Making-Aktivitäten sind durch ihre hohe Flexibilität für jedes Alter geeignet und "haben dabei den Vorteil, dass Themen und Tätigkeiten rund um digitale Medien, Computer oder Technologien auch für weniger technikaffine Kinder auf kreative und spielerische Art zugänglich gemacht werden" (vgl. Boy/Narr 2019, S. 19).

Maker Education

Wenn man sich mit (neuen) Ideen, Werkzeugen, Medien und Materialien auseinandersetzt und Dinge erschafft, passiert das Verstehen, Verinnerlichen und Lernen oft automatisch. Damit ergibt sich eine weitere Bedeutung von Making: Making ist Lernen durch Machen.”  (Narr o.D., #1) 

Making im Bildungsbereich wird auch Maker Education (Schön 2019, S. 12)  oder pädagogisches Making (Narr o.D., #1)  genannt. Dabei wird die Tätigkeit des Machens als Lernen und der Makerspace als kooperative Lehr- und Lernumgebungen verstanden. Der Fokus liegt dabei an der Interessens- und Kompetenzförderung im MINT-Bereich. 

Prinzipien & Methode

Im pädagogischen Making wird der Rahmen und die Struktur zur Orientierung vorgegeben und bietet aber gleichzeitig Freiraum und Offenheit für Kreativität.  Eigene Erfahrungen können gemacht werden und im Zentrum steht das aktive Gestalten, wodurch neue kreative Lösungen gefunden werden. Die Teilnahme an Making-Aktivitäten ist jedoch freiwillig. 

Ziel ist es Prozesse, Abläufe und Zusammenhänge zu verstehen. Dabei sind die Aktivitäten analog und/oder digital möglich. Scheitern ist dabei möglich und manchmal sogar notwendig um voranzukommen, gerade wenn man mit einer Idee nicht weiterkommt. 

Schön (2016, S. 9) definiert folgende Prinzipien für Making-Aktivitäten:

  • Kinder sind selbst die Akteur:innen, Ideenfinder:innen, Gestalter:innen und Produzent:innen von der Idee bis zur Umsetzung und dürfen sich ihre Rolle im Projekt selbst aussuchen
  • Das Ergebnis ist ein konkretes Produkt (Gegenstand oder ein digitales Ergebnis).  
  • Making unterstützt die Kreativitätsentwicklung und bietet Platz für eigene Ideen.
  • Making leitet Kinder zum selbstorganisierten Lernen an.
  • Erwachsene sind Tutor:innen (vgl. Narr o.D., #1)geben den Rahmen vor und begleiten die Kinder wenn diese Fragen haben oder Hilfe brauchen.
  • Das Ziel und die Rahmenbedingungen (Material und Werkzeug) werden vorgegeben, jedoch keine Anleitung. Denn dies ist genau der Bereich, den Kinder selbst durch experimentieren bewältigen sollen. Außerdem gibt es immer mehrere Wege zum Ziel. 

Ein weiterer Schwerpunkt des Makings ist die Kooperation und das Peer-Learning (vgl. Narr o.D., #1). Kinder bringen unterschiedliche Erfahrungen mit und bei Making-Aktivitäten wird dem Austausch von Erfahrung, Ideen und Wissen zu Material oder Werkzeugen und dem voneinenander Lernen Platz gegeben. Dadurch sind Making-Aktivitäten auch inklusiv und folgen auf didaktischer Ebene dem Prinzip der Individualisierung (z.B. im Erreichen der Lernziele). 

Making Aktivitäten mit Kindern unterstützen den interdisziplinären Wissensaufbau und Wissensaustausch. Sie finden in einer kooperativen Atmosphäre statt und legen Wert auf Austausch von Erfahrungen, Ideen und Wissen sowie das gemeinsame Arbeiten.” (vgl. Schön 2016, S.9)

Making-Aktivitäten bieten zudem die Möglichkeit die Welt aktiv zu gestalten und zu verbessern. Es ist Platz gesellschaftlich relevante Themen wie Upcyling, Müllvermeidung, Umweltschutz, soziales Engagement und Inklusion zu integrieren und zu einem Teil der Aktivität zu machen (vgl. Narr o.D., #1). 

Makerspace & Werkzeuge

In Verbindung mit Making-Aktivitäten findet man oft den Ausdruck "Makerspace". Damit ist eine offene Werkstatt oder ein Bereich gemeint, in dem viele Materialien, Medien, Werkzeuge usw. vorhanden sind - also ein Raum für Bastler:innen und Tüftler:innen (vgl. Narr o.D., #3).  Auch in Wien gibt es einige öffentliche Makerspaces. 

Making ist auf keine Altersgruppe beschränkt, sondern kann in verschiedenen Formen vom Kindergarten bis zum Erwachsenenalter stattfinden. Dabei können traditionelle Werkzeuge, wie z.B. Hammer, Säge, Schere, Kleber, aber auch Nähmaschinen und Pinsel genutzt werden oder auch digitale Werkzeuge, wie z.B. Tablet, PC, Kamera, Smartphone, 3D Drucker usw. Des weiteren finden spezielle Hardware zum Programmieren und roboterähnliche Elemente immer mehr Einzug, wie z.B. MakeyMakey, Micro:bits aber auch Bee-Bots. (vgl. Narr o.D., #3+4) 

Making-Aktivitäten im Kindergarten 

Maker-Projekte können alles sein - von naturwissenschaftlichen Themen bis hin zu Technik, Kunst, Kreativität. Im Kindergarten können z.B. Alltagsgegenstände genutzt werden und mit neuem, unbekanntem Material kombiniert werden. Der Fantasie ist hier keine Grenze gesetzt.

Making im Kindergarten kann unterschiedlich angeboten werden. Die Spannbreite liegt zwischen zeitlich begrenztem Bildungsangebot mit einem konkreten Material und längeren Projekten mit eigenem Mini-Makerspace. Das hängt jedoch vom Inhalt und Ziel ab. Als Idee, was Making alles sein kann, finden Sie folgende Themen hier am Medienkindergarten: 

  • Strom: Auch das Experimentieren mit z.B. Batterien, LED, Klebeband, Folien, Metallgegenständen und anderen (nicht) leitenden Materialien zählt dazu. Unter "Medienpraxis" finden Sie dazu eine Praxisidee zum Thema Strom-Experimente
  • Bürstenroboter: Dabei steht das Experimentieren mit verschiedenen Materialien im Vordergrund. Ziel dabei ist es, die Bürste tanzen zu lassen. 

Planung von Making-Bildungsangeboten 

Wie oben bereits erwähnt gibt es einige Prinzipien, die eine Making-Aktivität kennzeichnen. Wie sehen nun die konkreten Überlegungen/ Schritte zur Vorbereitung im Kindergarten aus?

Erfahrung der Kinder miteinbeziehen

Making-Aktivitäten sind in den Gestaltungsmöglichkeiten sehr flexibel. Je nach Aufgabe bzw. Setting können unterschiedliche Zielgruppen und auch Ziele erreicht werden. Die Kinder bringen wahrscheinlich sehr unterschiedliche Vorerfahrungen von zu Hause mit. Dies begünstigt einen Austausch zwischen den Kindern und das gegenseitige Helfen. Der Vorteil von Making: ein spielerischer Zugang verhilft auch unerfahrenen Kindern zur Teilhabe an der Aktivität (vgl. Narr o.D., #1+2) . 

  • An den Umgang mit Medien/ Material heranführen:  “Kinder im Kita-Alter können mit Making-Aktivitäten auf spielerische und kreative Weise an den Umgang mit Medien herangeführt werden und lernen so Technik und Geräte ganz nebenbei kennen.” (Narr o.D., #2).

  • Werkzeug kennenlernen: Gerade für jüngere Kinder, die keine Vorerfahrungen mit verschiedenen Werkzeugen haben, können Making-Aktivitäten im Vordergrund stehen, bei denen die Werkzeuge kennengelernt werden können und damit experimentiert werden kann. Dabei muss nicht zwingend eine Aufgabenstellung vorgegeben werden. 

  • Problem lösen: Making erfordert kreative Lösungswege und das Testen von Problemlösungsstrategien. Dies kann in bestimmten offenen Aufgabenstellungen gefördert werden. Ein sehr allgemeines Problem wird vorgegeben, aber wie dies gelöst wird, ist offen (z.B. wie können wir den Strom von A nach B leiten?).

  • Auftrag/ Wettbewerb: Hierbei wird das konkrete Ziel vorgegeben. In bestimmten Fällen kann auch eine Bau-Anleitung vorhanden sein. Im Fokus hierbei steht jedoch das Experimentieren mit dem Material (z.B. welcher Papier-Flieger fliegt am weitesten).  

Rahmen, Material und Ziel 

Nachdem die Erfahrung der Kinder erhoben wurde, kann das Ziel und die konkrete Aktivität geplant werden: 

  1. Ziel des Angebots:
    Was ist das Ziel der Aktivität? Was für Kompetenzen sollen angesprochen werden? Welche Aktivität ist dafür geeignet? Formulieren Sie das Ziel möglichst breit, so dass viel Platz für Experimente möglich ist. (z.B. Mit diesen verfügbaren Materialien soll die Bürste zum Bewegen gebracht werden)
  2.  Welche Verbrauchs-Materialien benötigt das Kind für diese Aktivität? Die notwendigsten Materialien sollten auf jeden Fall verfügbar sein. Um die Kreativität und das Experimentieren zu fördern, kann hier noch flexibel einsetzbares Material zum Testen oder Verzieren hinzugefügt werden. (z.B. Korken, Klebeaugen, Drähte...)
  3. Welche Werkzeuge brauchen die Kinder für diese Aktivität? 

Wichtig: Probieren Sie vorab selbst die Aktivität aus, da die Kinder bei Fragen und Unklarheiten bei Ihnen Unterstützung suchen werden. Ihre Aufgabe bei Making-Aktivitäten ist es, die Kinder zu begleiten und neue Denkanstöße zu geben. 


Literatur

Schön, Sandra; Ebner, Martin; Narr, Kristin (2016) (Hrsg.): Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten. https://www.mediamanual.at/fileadmin/user_upload/making_handbuch_online_final_2016.pdf (abgerufen am 08.02.2022)

Boy, Henrike; Narr, Kristin (2019). Medienpädagogik und Making – Grenzen, Erfahrungen und Perspektiven. In: merz | medien + erziehung 4/2019, S. 17-24.

Schön, Sandra; Ebner, Martin (2019): Making – eine Bewegung mit Potenzial. In: merz | medien + erziehung 4/2019. München: kopaed, S.9-16. 

Narr, Kristin (2018): „Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“. In: Von Gross, Friederike/Röllecke, Renate (Hrsg.). Make, Create/Play. Medienpädagogik zwischen Krea- tivität und Spiel. München: kopaed, S. 75-82. 

Narr, Kristin; Bunke-Emden, Hannah (o.D.): Pädagogisches Making in der Kita (abgerufen am 08.02.2022) - bestehend aus 4 Teilen: 
#1: Einführung in (pädagogisches) Making. https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/medienerziehung-informationstechnische-bildung-2/paedagogisches-making-in-der-kita-1
#2: Einführung in Making-Aktivitäten mit Kindern: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/medienerziehung-informationstechnische-bildung-2/paedagogisches-making-in-der-kita-2 
#3: Praxis-Snacks: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/medienerziehung-informationstechnische-bildung-2/paedagogisches-making-in-der-kita-3-praxis-snacks
#4: Projektideen mit Anleitung: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/medienerziehung-informationstechnische-bildung-2/paedagogisches-making-in-der-kita-4-projektideen-mit-anleitung

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