Besprechbare Audiostifte
Mit Audiosticker können Bilder, Bücher oder Gegenstände besprochen und interaktiv gemacht werden.
Seit einigen Jahren sind besprechbare Audiostifte in verschiedenen Formen für den privaten aber auch den Bildungsbereich zu finden. Der wahrscheinlich bekannteste Vorlesestift ist der TipToi - Stift von Ravensburger, der mit TipToi Büchern usw. verwendet werden kann.
Es gibt jedoch auch weitere Audiostifte, die selbst besprochen werden können und damit einen interaktiven und kreativen Zugang zu Büchern und Spielen bieten. Wir haben uns zwei Stifte genauer angesehen:
So funktioniert’s
Die beiden Audiostifte funktionieren sehr ähnlich: Sie besitzen eine Sprachaufnahmefunktion und eine Wiedergabefunktion. Dadurch benötigt man für den normalen Einsatz keine weiteren technischen Geräte wie PC/Laptop.
Die mitgelieferten runden Sticker können an einer beliebigen Stelle in einem Buch, auf einem Zettel, auf einem Spiel usw. platziert werden. Durch die integrierte Sprachaufnahmefunktion können diese “besprochen” werden. Der Audiostift speichert die Audioaufnahme ab, ordnet sie dem Code des Stickers zu und spielt die Audioaufnahme beim erneuten Scannen des Stickers ab.
Pädagogische Überlegungen für den Einsatz der Audiostifte
Audiostifte bieten für Kinder ab dem Kleinkindalter vielfältige Lernmöglichkeiten. Beispielsweise für die Unterstützte Kommunikation oder für den Einsatz im Kindergarten. Beschreibungen zu Gegenständen, sowie Büchern oder Symbolen können durch Aufnahmen vertont und hörbar gemacht werden. Die Stifte sind also ideal für den täglichen Gebrauch in der Sprachförderung und unterstützen und erleichtern die Kommunikation mit Kindern.
Kompetenzen und der Zugang zu Bildung
Durch die Auseinandersetzung mit den Audiostiften entwickeln die Kinder einige grundlegende Kompetenzen:
- Kognitive- und Sachkompetenz: Die Kinder lernen durch den Einsatz der Audiostifte die technische Handhabung kennen. Einerseits, wie Audioinhalte abgerufen werden können, andererseits aber auch, wie diese entstehen und aufgenommen werden. Bevor der Audiostift eingesetzt werden kann, muss dieser mit geeigneten Inhalten bespielt werden. Dabei ist die Kreativität der Pädagog:innen sowie der Kinder und vielleicht auch der Erziehungsberechtigten gefragt. Die Kinder können einerseits eigene Ideen entwickeln und die Audiostifte ganz vielfältig und individuell einsetzen. Andererseits können sich die Kinder selbstständig Wissen aneignen, indem sie durch vorab bespielte Audiosticker verschiedene Gegenstände und Materialien abhören.
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Selbstkompetenz: Durch die eigenständige Verwendung des Audiostiftes erleben sich die Kinder als selbsttätig und finden einen entspannten Zugang zur Sprache und Kommunikation, was wiederum ihr Selbstwertgefühl stärkt. Sie erfahren durch die Hilfe der Audiostifte mehr Orientierung im Alltag, beispielsweise bei Aufgaben zu Handlungsabläufen.
Ebenso können Kinder in ihrem eigenen Tempo neue Lernstrategien entwickeln, indem sie Aufgaben bewältigen, die sie intrinsisch motivieren. Des Weiteren können sie ihr Wissen mittels Bilder und Audioaufnahmen überprüfen und Erfolge erleben, herausfordernde Situationen bewältigen und sich nach ihren Bedürfnissen entsprechend beteiligen (vgl. BildungsRahmenPlan S. 9). - Sozial-kommunikative Kompetenz: Bei der Auseinandersetzung mit den Audiostiften ist auch Team- und Kooperationsfähigkeit gefragt, indem sich die Kinder gemeinsam mit einem Thema beschäftigen und austauschen. Die Kinder erweitern spielerisch ihre Sprachkompetenz wie Lesen, Sprechen, Grammatik, Hören usw. und erwerben neue Wörter und Ausdrucksweisen. Der Vorteil dieser Audiostifte ist, dass die eigenen Aufnahmen immer mit einem Gegenstand oder Material kombiniert werden können. Je nachdem, wie die Sticker bespielt werden, bekommen diese für die Kinder eine individuelle Bedeutung.
Durch die Verwendung der Audiostifte lässt sich nach dem österreichischen Bildungsrahmenplan Zugang zu Bildung und Partizipationsprozessen finden. Es handelt sich um einen lebenslangen Prozess, indem sich das Kind aktiv mit sich selbst und mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Indem die Kinder bei der Nutzung der Stifte mitgestalten, mitbestimmen, teilhaben und teilnehmen dürfen, erfahren sie im Alltag Partizipationsprozesse (vgl. BildungsRahmenPlan S. 9).
Bereit für einen kreativen Einsatz?
Bevor sich die Kinder mit dem Audiostift austoben, ist es wichtig, dass sich die Pädagog:innen im Vorfeld überlegen, wie sie den Audiostift in Ihrem Arbeitsalltag einsetzen möchten. Auch sollten sich die Pädagog:innen mit der Handhabung vertraut machen, damit sie die Kinder gut begleiten können. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Audiostift zu verwenden:
- Die Pädagog:innen können die vorgefertigten Audiosticker (mit Tier- und Instrumenten) beispielsweise in Büchern oder auf Zeichnungen kleben und danach mit den Kindern abhören.
- Die Pädagog:innen bespielen die Sticker selbst (z.B. Gegenstände oder Handlungsabläufe) und lassen die Kinder alleine oder in ihrer Begleitung die Sticker abhören.
- Die Kinder oder auch die Erziehungsberechtigten können kreativ werden und die Sticker selbst besprechen.
Wichtig ist hier, dass sich die Pädadog:innen überlegen, ob sie gewisse Regeln für den Umgang mit den Stiften einführen möchten. Auch sollten sie den Kindern genau die Verwendung und Handhabung mit den Audiostifte erklären.
Die Audiostifte dienen als Ergänzung bei aktuellen Themen, sind vielfältig einsetzbar und die Unterlagen dazu können einfach erstellt werden. Auch funktionieren sie als Selbstkontrolle für Aufgaben, da Fehler sichtbar und hörbar gemacht werden können. Sie sind ideal als Unterstützung für den Unterricht oder im Kindergarten, aber auch für Zuhause. Die dazugehörigen Materialien können an den Entwicklungsstand der Kinder angepasst werden. Je nachdem werden die Aufnahmen langsamer, schneller oder konkreter eingesprochen. Für die Kinder besteht auch die Möglichkeit, sich in neuen Situationen jederzeit Hilfe mit dem Stift zu holen, um sich bestmöglich mitteilen und ausdrücken zu können.
Praxisideen
Für die Umsetzung verschiedener Praxisideen ist die Kreativität der Pädagog:innen, der Eltern und vor allem auch der Kinder gefragt.
Wortschatzkiste
- Bild- und Wortkarten: Bsp.: Ein Foto eines Koalas und eine Karte mit dem Wort Koala. Die besprochenen Sticker werden auf die Wortkarte geklebt und können mit dem Stift abgehört werden.
- Memory oder auch als Domino- Spiel: Bilder und Wortkarten können mit einer Audioaufnahme kombiniert werden. Dieses Beispiel ist auch für Kinder hilfreich, die einen Gegenstand kennen, aber diesen noch nicht benennen können.
- Hörbuch: Die Kinder erleben ein Hörbuch, indem die Seiten eines Buches vertont werden.
Wissensvermittlung
- Weiterführende Informationen oder auch Wissenswertes zu einem Thema können durch das Symbol einer Sprechblase vertont werden. Bsp.: Das ist ein Koala, er lebt in Australien und wohnt auf dem Baum. Am Tag schläft er meistens.
- Mülleimer: Werden die verschiedenen Mülleimer mit einem Sticker beklebt, können die Kinder selbst nachkontrollieren, wo sie ihren Müll (Alufolie, Joghurtbecher) hineinwerfen müssen.
- Beebot-Karten: Die Pädagog:innen können die Zieh- oder Befehlskarten des Beebots mit Sticker bekleben und diese besprechen, beispielsweise die Ziekarten zu den Wiener Sehenswürdigkeiten oder die Befehlskarten mit den Symbolen zur Steuerrung des Beebots (rechts, links, vorwärts, rückwerts, pause und go.)
- Schatzsuche zu verschiedenen Schwerpunktthemen: Die Kinder starten bei einer Station, dort bekommen sie Informationen und Hinweise, wie sie zur nächsten Station kommen z.B. in Form eines Briefes.
Handlungsabläufe
Die Audiostifte dienen auch als Audio-Ergänzung zur Visualisierung von Abläufen wie beispielsweise das Anziehen (Was muss ich zuerst anziehen, um in den Garten zu gehen?), das Aufdecken (Wo stelle ich das Glas, den Teller hin?), von Übergängen usw. Die Audiostifte geben in diesem Fall Orientierung.
- Pläne: Vertonung des Wochenplans, Tagesplans, Checklisten, Essensplans oder von Wetterkarten, usw.
Mathematik-Kiste:
- Bild- und Zahlenkarten: Bsp.: Auf der Bildkarte befinden sich fünf Äpfel und auf der Zahlenkarte die Zahl “Fünf”. Der Sticker mit der Aufnahme “Fünf” wird auf die Zahlenkarte geklebt. Diese Bilder und Zahlenkarten können als Memory oder auch als Domino- Spiel verwendet werden.
Einbeziehung der Kinder/Eltern
- Werke der Kinder vertonen: Die Kinder können ihre eigenen Zeichnungen oder andere Werke vertonen, indem sie beispielsweise über ihre Kunstwerke erzählen und diese Erzählungen aufnehmen.
- Familie: Die Eltern können ihr Familienfoto besprechen, dieses wird im Gruppenraum aufgehängt und ist für die Kinder immer zugänglich und abhörbar. Auch können Sie gemeinsam eine Erzählung über den Urlaub oder verschiedene Gegenstände von Zuhause vertonen, z.B. eine Wasserwaage, eine Kaffeemühle usw.
- Ausflug: Fotos von einem Ausflug können vertont werden. Die Kinder oder die Pädagog:innen/Lehrer:innen nehmen Audioaufnahmen zum Ausflug auf.
Weitere Ideen:Vertonen von Weltkarten oder Globus, Seiten von Lieder- und Bilderbüchern, Portfolioblätter, Reime, Puzzles, Spielanleitungen, Begriffserklärungen, Übersetzungen, Rätsel und Spiele (Bsp.: Die Bilder sollen den Worten zugeordnet werden, mit dem Stift kann nachkontrolliert werden.)
Technischer Vergleich zwischen Tellimero und AnyBook Reader
Beide besprechbaren Audiostifte sind für den Einsatz in Schule und Kindergarten sehr gut geeignet, besitzen die gleichen Funktionen und können dadurch genau gleich eingesetzt werden.
Es gibt jedoch technische Unterschiede, die den alltäglichen Einsatz erleichtern bzw. erschweren können. Die beiden Audiostifte unterscheiden sich bezüglich der verbauten Batterie. Der Tellimero wird mit einem wiederaufladbaren Akku geliefert, der AnyBook Reader benötigt jedoch Batterien. Die Größe der Stifte ist auch unterschiedlich, der AnyBook Reader wirkt im direkten Vergleich zum Tellimero etwas klobig und schwerer. Der Tellimero ist eher handlich und auch für kleinere Hände z.B. Krippe gut geeignet.
Als sehr nützlich für die Praxis erwies sich der abgesicherte Aufnahmemodus beim Tellimero, wodurch eine zufällige Löschung durch Tastendrücken verhindert werden kann. Der AnyBook Reader hat diese Funktion nicht, um jedoch eine Aufnahme machen oder verändern zu können, muss in den Aufnahmemodus gewechselt werden (langes Drücken der Ein- und Ausschalttaste). Danach kann der Sticker jedoch einfach überspielt werden.
Die Aufnahmefunktion ist beim Tellimero im Vergleich zum anderen Stift sehr intuitiv und einfach gestaltet. Im Test hat sich eine Aufnahme beim AnyBook Reader als Herausforderung entpuppt.
Bezüglich der Verwaltung der Audioaufnahmen am PC unterscheiden sich die beiden Geräte ebenso. Audiodateien können sehr einfach am Tellimero kopiert und gesichert werden und es ist keine vorherige Installation von Programmen notwendig. Der Tellimero kann die gängigen Audioformate wie z.B. MP3 lesen. Um am AnyBook Reader eine eigene Audiodatei speichern zu können, benötigt man zumindest das Programm “AnyBook Converter”. Das Programm “AnyBook Case” ist notwendig, um die Audiodateien zu sichern und wiederherzustellen. Die weiteren Funktionen des Programms waren leider sehr schlecht beschrieben bzw. die Registrierung hat gar nicht funktioniert. Leider ist es nicht möglich, die Audiodateien vom AnyBook Reader für andere Zwecke zu nutzen, da die Dateien automatisch in einem internen Format gespeichert werden.
Die Stimmenverzerrer-Funktion am AnyBook Reader ist ein nettes Gimmick - inwieweit man dies in der Praxis oft einsetzt, ist jedoch fraglich. Der AnyBook Reader ist ursprünglich für die unterstützte Kommunikation erstellt worden. Dies wird auch auf der Webseite sichtbar. Dort finden sich sehr viele gute Tipps, Praxisideen und Material, wie besprechbare Audiostifte (auch auf den Tellimero umlegbar) eingesetzt werden können. Außerdem gibt es einige Materialien auch zu kaufen.
Weiterführende Links
Tellimero:
- Ideen und Audiodaten für den Tellimero (Betzold)
- Tellimero für den Unterricht (Betzold)
- Fragen zum Audiostift Tellimero (Betzold)
AnyBook Reader:
- Homepage des AnyBook Readers
- Grundschulblog mit Tipps und Infos zum Einsatz
- Fragen zum Audiostift
Externe Links:
Kostenlose Piktogramme/ Symbole