Strömungen der Medienpädagogik

Hier finden Sie (Hintergrund-) Informationen rund um unterschiedliche medienpädagogische Ansätze und Strömungen.

Im letzten Jahrhundert haben sich verschiedene Strömungen der Medienpädagogik entwickelt. Viele dieser von der Zeit geprägten Ansätze sind heute noch zu finden.

Vom Bewahren zur Aufklärung

Kinder wurden bis ins 19.Jahrhundert als kleine Erwachsene gesehen. Mit der Zeit veränderte sich die Bedeutung von Familie und Kindheit. Es entwickelte sich ein neues Kindheitsverständnis:  Kindheit wurde von nun an als "Schonraum" angesehen. In dieser Zeit entstand die bewahrpädagogische Haltung (vgl. Hoffmann 2008, 42ff). Kinder und Jugendliche sollen demnach vor den schädlichen Einflüssen durch ungeeignete Inhalte (Gewalt, Pornografie) in gerade aktuellen Medien geschützt und deshalb davon ferngehalten werden. 

In diesen Bereich fallen Jugendschutzgesetze. Diese sind in Österreich nicht einheitlich geregelt, sondern jedes Bundesland hat eigene Regelungen. In Wien sind entwicklungsgefährdende Inhalte wie Gewaltverherrlichung, Diskriminierung oder eine "Menschenwürde missachtete Sexualität" verboten. (Kino) Filme unterliegen einer behördlich zugelassenen Altersfreigabe  (vgl. Jugendschutz). Staatliche Institutionen wie die Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen" (BuPP) wurden dazu eingerichtet und empfehlen altersgerechte, digitale Spiele.

Diese ersten beiden Strömungen sehen den Menschen als passiven Rezipienten. Das bedeutet, der Mensch wird als Opfer gesehen und die Massenmedien sind die Täter vor denen der Mensch sich nur durch Ablehnung oder Aufklärung schützen kann (vgl.Ganguin 2008, S.61ff.). 
In den 1960ern änderte sich die wissenschaftliche Meinung und damit auch der Zugang der Medienpädagogik. Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus herrschte die Meinung, dass Massenmedien manipulieren und unterdrücken. Massenmedien wurden verantwortlich dafür gemacht, Ungleichheit in der Gesellschaft zu fördern. (vgl.Ganguin 2008, S.61ff.)

In der Zeit der kritisch-emanzipativen Strömung wurde deshalb versucht diese "Bewusstseinsindustrie" zu enttarnen und die Gesellschaft über die manipulativen Absichten der Medien aufzuklären. Der Fokus dieses Ansatzes liegt darauf Medien hinterfragen und die dahinterstehenden Strukturen analysieren zu wollen. (vgl.Ganguin 2008, S.61ff.)

Bis heute sind Ansätze dieser Strömung z.B. in Medienkompetenzmodellen unter dem Aspekt der Medienkritik zu finden. Süss (2013, S. 107)  sieht dabei folgenden Schwerpunkt: 

"Die Produktionsbedingungen, die Besitzverhältnisse und die Wirkungsweisen der formalen Aspekte der Mediensprache zu kennen, ist aus dieser Position heraus eine zentrale Komponente von Medienkompetenz und Medienmündigkeit." Ziel dieser Strömung ist es, kritische Bürger und Konsumenten zu erziehen.  (vgl. Süss 2013, S. 107ff)

Vom Empfangen zum Gestalten

Bereits in den 1970ern veränderten sich die Ansätze in der Medienpädagogik. Nach und nach entwickelte sich ein Verständnis dafür, dass der Mensch Medien nicht nur passiv empfängt, sondern als "aktiv handelndes Subjekt" diese aktiv gestalten kann. Handlungsorientierte Medienpädagogik setzt hier an und geht davon aus, dass eine Auseinandersetzung mit Medien nur durch die eigene Gestaltung von Medienprodukten passieren kann (vgl. Süss 2013, S. 69ff/ 112ff).

„Das Ziel handlungsorientierter Medienpädagogik ist die Weiterentwicklung und Stärkung der Kompetenz, sich vom objektiven Medienalltag nicht bestimmen zu lassen, sondern in diesen einzugreifen und ihn aktiv mitzugestalten durch ein authentisch, kommunikativ kompetentes Handeln, das sich die Medien dienstbar macht.“ (Schorb 1995: 11)

Durch die neuen technischen Entwicklungen und günstigen Preise wurde dies auch möglich und jeder konnte selbst aktiv werden. Ziel dieses Ansatzes ist die Emanzipation und Partizipation. In dieser Zeit entstanden Medienzentren und Verbünde die bis heute noch bestehen (WienXtra, GMK...). Ebenso wurden neue Themen wie Werbung und Gewalt medienpädagogisch bedeutsam (vgl. Süss 2013, S. 69ff).

Der bildungstechnologisch-optimierende Ansatz geht einen Schritt weiter und betrachtet die Rolle von Medien in Lern- und Lehrprozessen und beschäftigt sich damit wie diese eingesetzt werden können. Dabei ist es wichtig über Technologien und Techniken Bescheid zu wissen (vgl. Swertz 2008, 72ff.).

Mehr Information zu den einzelnen Strömungen finden Sie im Video:


Literatur

Ganguin, Sandra et.al. (2008): Kritisch-emanzipative Medienpädagogik. In: Sander, U., Gross, F. von, & Hugger, K.-U. (Hrsg.). (2008). Handbuch Medienpädagogik (1. Auflage). VS, Verlag für Sozialwissenschaften. S.61 -65

Hoffmann, Bernward (2008: Bewahrpädagogik. In: Sander, U., Gross, F. von, & Hugger, K.-U. (Hrsg.). (2008). Handbuch Medienpädagogik (1. Auflage). VS, Verlag für Sozialwissenschaften. S. 42- 50

Süss, D., Lampert, C., & Wijnen, C. W. (2013). Medienpädagogik. Springer Fachmedien Wiesbaden. doi.org/10.1007/978-3-531-19045-7

Swertz, Christian (2008): Bildungstechnologische Medienpädagogik. In: Sander, U., Gross, F. von, & Hugger, K.-U. (Hrsg.). (2008). Handbuch Medienpädagogik (1. Auflage). VS, Verlag für Sozialwissenschaften. S. 66 -74

Schorb, Bernd (1995): Medienalltag und Handeln. Medienpädagogik im Spiegel von Geschichte,
Forschung und Praxis. Opladen: Leske + Budrich

Jugendschutz: Jugendgefährdende Medien, Gegenstände und Dienstleistungen - Regelung in Wien. https://www.oesterreich.gv.at/themen/jugendliche/jugendrechte/3/1/Seite.1740549.html (Abgerufen am 21.07.2020)

Ideen
BildDB