Plötzlich war Lysander da
Dass drei kleine Mäuse nicht glücklich sind, wenn sie einen Fremden in ihrer ohnehin engen Höhle aufnehmen müssen, ist verständlich. Was der Besucher von weit weg aber in seinem Rucksack hat, wissen sie da noch nicht. Atmosphärisches Kellertheater!
Autorin und Illustratorin: Anke Damm
Herausgeber: Moritz 2017
Alter: ab 4 Jahren
Themen:
- Fremdheit
- Angst
- Vertrauen
Seitenanzahl: 36 Seiten
Preis: € 13,40
„Po-ost!“, rief der Briefträger ins Mauseloch hinunter.
„Post? Wir kriegen nie Post!“, schallte es von dort zurück.
Aber der Briefträger ließ sich nicht beirren. „Ich lass sie euch jetzt runter!“, antwortete er.“
Mit dieser kleinen Szene und dem Bild eines Mäusebriefträgers, der zu ebener Erde steht und in ein Loch schaut, beginnt Antje Damms neues Bilderbuch. In der nächsten Szene sind wir dann unten im Mäuseloch bei Luis, Dora und Kathinka, die aus dem Brief des Bürgermeisters erfahren, dass sie einen Fremden unterbringen müssen. Das gefällt ihnen gar nicht, schließlich haben sie ohnehin nicht viel Platz und das Essen reicht gerade so für die drei Mäuse. Dass der Fremde tatsächlich nicht so recht zu ihnen passt, wird bei seinem Eintreffen klar: Es ist ein Lurch, er ist müde, er braucht einen Platz zum Schlafen und er hat es gern feucht …
Antje Damm, ausgebildete Architektin, aber viele Jahr schon im kinderliterarischen Bereich mit großem Erfolg aktiv, setzt in diesem Bilderbuch, das thematisch auch ein Statement zur Zeit ist, auf eine interessante und wirkungsvolle Technik: Sie baut aus Pappe und Papier eine Bilderbuchbühne auf zwei Ebenen – oben eine grüne Landschaft, darunter die akribisch eingerichtete Mäusehöhle –, stellt die Handlung mit zweidimensionalen Figuren auf dieser Bühne nach, leuchtet die Szenen mit Taschenlampen aus und fotografiert sie. Die gar nicht perfekte Bauweise der Papp-Höhle und das Licht bestimmen die Atmosphäre in diesem Buch, dunkle Nischen, Schatten und Unschärfen lenken den Blick der LeserInnen. Die mit niedlichen Mäusen bespielte Puppenstube wirkt fast ein bisschen unheimlich, der grasgrüne Lurch bringt Farbe und Fröhlichkeit in die eigenwillige Idylle.
Die spezielle Art der Inszenierung dieses Buches – das für eine Aufführung mit Kamishibai gut geeignet zu sein scheint – nimmt dem pädagogischen Impetus der Erzählung seine Schärfe und macht aus der Lektüre ein unterhaltsames Schauvergnügen.
Text und Empfehlung von: Institut für Jugendliteratur