Morgens beim Frühstück checken die Eltern rasch ihre Mails am Smartphone, nachmittags spielt der große Bruder seine neueste Online-Challenge am Laptop und abends gibt’s noch eine Folge der Lieblings-Zeichentrickserie am Tablet, bevor Alexa das Licht ausmacht: Internetfähige Geräte sind mittlerweile praktisch von Geburt an im Alltag von Kindern präsent.
Fast Dreiviertel der befragten Eltern von 0- bis 6-Jährigen geben an, dass ihr Kind internetfähige Geräte zumindest gelegentlich nutzt – und das bereits ab einem Alter von durchschnittlich 12 Monaten. Gerade in diesem Alter sind Eltern bei der Medienerziehung stark gefordert, können sich aber nicht an Erfahrungen aus der eigenen Kindheit orientieren.
Sehr früher Erstkontakt mit digitalen Medien
In Haushalten mit Kindern unter 6 Jahren gibt es heute durchschnittlich 4 bis 5 internetfähige Geräte. Bereits 72 Prozent der Kinder zwischen 0 und 6 Jahren bzw. 81 Prozent der 3- bis 6- Jährigen nutzen diese zumindest gelegentlich selbst. Im Vergleich zu 2013 (41 %) ist damit in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen eine Verdoppelung festzustellen.
Durchschnittlich kommen die Kinder im Alter von einem Jahr erstmals mit digitalen Medien in Kontakt. Am häufigsten beschäftigen sich die Kinder dabei mit dem Tablet (32 %), gefolgt vom Smartphone (30 %) und dem internetfähigen Fernseher (21 %). Computer und Laptop spielen mit 4 Prozent mittlerweile nur mehr eine geringe Rolle.
Nutzungsverhalten der Allerjüngsten
Die digitalen Hauptbeschäftigungen sind Videos anschauen (73 %), Fotos anschauen (61 %), Musik hören (61 %) und Spiele spielen (51 %). Die Hälfte der Kinder nutzt dazu das Gerät ihrer Eltern, 28 Prozent ein Familien-Gerät. 22 Prozent der Kinder unter 6 Jahren haben bereits ein eigenes Gerät zur Verfügung.
33 Prozent der Kinder beschäftigen sich täglich mit einem internetfähigen Gerät. 46 Prozent geben an, dass ihr Kind dies mehrmals pro Woche tut. Im Vergleich zu 2013 (15 % täglich und 30 % mehrmals pro Woche) ist hier eine deutliche Steigerung in der Nutzungshäufigkeit zu beobachten.
Medienerziehung als Herausforderung im Familienalltag
Eltern sind heutzutage häufig in einer schwierigen Ausgangsposition: Auch wenn junge Eltern als Kinder schon erste Erfahrungen mit dem Internet gesammelt haben, können sie sich bei der Medienerziehung im digitalen Zeitalter kaum an Erfahrungen aus der eigenen Kindheit orientieren.
Insgesamt sind sich aber rund Dreiviertel der Eltern bewusst, dass sie bei der Nutzung von internetfähigen Geräten eine große Vorbildwirkung haben. 9 von 10 Eltern treffen auch Vorkehrungen, bevor das Kind ein internetfähiges Gerät nutzen darf. Dabei handelt es sich zum Beispiel um zeitliche Beschränkungen (44 %), die Einschränkung auf bestimmte Apps/Seiten (42 %) sowie Kinderschutz-Apps oder -Programme (39 %). 57 Prozent geben an, immer dabei zu sein, wenn ihr Kind das Gerät nutzt.
„Diese Ergebnisse zeigen erfreulicherweise, dass sich die heutige Elterngeneration zunehmend Gedanken über den Umgang von Kindern mit digitalen Medien macht und daran interessiert ist, sie dabei zu begleiten. Genau hier sehen wir als Saferinternet.at einen Ansatzpunkt zur Unterstützung, damit jedes Kind die Möglichkeiten des Internets optimal und ohne Angst nutzen kann“, erklärt Maximilian Schubert, Generalsekretär der ISPA.
Konflikte um digitale Geräte in der Familie
Einen guten Umgang mit digitalen Medien in der Familie zu finden, ist ein permanenter Aushandlungsprozess im Alltag. 18 Prozent der Eltern haben Konflikte mit ihren Kindern, weil sie nicht mit der Gerätenutzung aufhören wollen. Auffällig ist jedoch, dass sich ebenso viele Kinder (17%) beschweren, dass ihre Eltern oder andere Erwachsene in ihrem Umfeld zu viel Zeit mit digitalen Geräten verbringen. Etwa die Hälfte der Eltern vertritt die Meinung, dass sich Kinder in dieser Altersgruppe generell zu lange mit digitalen Geräten beschäftigen. Zugleich hat jeder fünfte Elternteil (20%) ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr Kind zu häufig mit dem Internet still beschäftigen.
Für Kleinkinder gehört es heute zum Alltag, dass Bilder von ihnen gemacht und online geteilt werden. 48 Prozent der Eltern machen das zumindest wöchentlich, 10 Prozent sogar täglich. „Der elterliche Stolz lässt viele vergessen, dass auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben. Gerade bei Fotos scheint wenig Bewusstsein zu herrschen, dass diese im Internet auch in einem unerwünschten Kontext auftauchen und Schaden anrichten können“, betont Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at.